RENCONTRE
ANNEMARIE DELLEG TRIFFT AUF KLAUS HACK

19. April bis 26. Juni 2012
Finissage mit Künstlergespräch am 26. Juni 2012

RENCONTRE-Annemarie Delleg trifft auf Klaus Hack
Annemarie Delleg, Der rote Mund, (13.12.) 2007 
Bleistift, Buntstift auf Papier, 50 x 37,5 cm



Nach einem ersten ereignisreichen RENCONTRE zwischen Asger Jorn und Marcel Hüppauff im letzten Jahr setzen wir die Reihe fort und lassen mit den Skulpturen von KLAUS HACK (*1966 in Bayreuth, heute in Berlin) erneut Arbeiten eines Künstlers unserer Galerie auf eine externe Position treffen. Diesmal sind es die zwischen zurückhaltender, brüchiger Sensibilität und farbintensiver, naiver Direktheit changierenden Papierarbeiten der Outsider-Künstlerin ANNEMARIE DELLEG (*1988 in Bruneck, Südtirol), die wir nun erstmals in unseren Räumen vorstellen. Vor zwei Jahren konnte man ihre Arbeiten schon einmal in München im Haus der Kunst sehen, als sie als dritte Preisträgerin des renommierten Euward – European Award Painting and Graphic Art by Artists wih Mental Disability Juroren wie Arnulf Rainer oder Leiko Ikemura überzeugte. Der damalige Kurator der Ausstellung Klaus Mecherlein beschrieb das Vorgehen der Künstlerin im Katalog folgendermaßen: „Sie hat gelernt zu träumen und sie träumt von Rom („der Stadt der Liebenden“), dem Kuß, ihrer Hochzeit im roten Kleid, den Stars von Cannes, von Meerjungfrauen und Schwangeren.... breitet sich aus in ihren verschiedenen Rollen, probiert Identitäten und Posen, versucht sich in ihren Träumen zu erweitern. Sie kämpft in ihren Bildern um die anschauliche Evidenz dieser Visionen.“

Auf ganz anderer Ebene sind es auch bei KLAUS HACKS Skulpturen Brüche, die die Spannung der aus Holz herausgehauenen Figuren ausmachen. Die weniger naiv als archaisch anmutende, nicht zuletzt ebenfalls von einer ideellen Vorstellung des Weiblichen geprägte Schönheit der Formen entpuppt sich beim genaueren Hinsehen als Trugschluss. So ist z. B. die vordergründig würdevoll-stoische Haltung der Figur auf Zöpfen mindestens ebenso ein Aushalten, ein Gebunden- vielleicht sogar ein Angebundensein. Solche Assoziationen, die bereits die früheren, zwar von der menschlichen Figur ausgehenden, aber abstrakter gehaltenen Skulpturen evozierten, kommen in den aktuellen Arbeiten über deren deutlichere Figuration noch stärker zum Tragen. Klaus Hack war schon immer ein Künstler, der sich nicht auf dem Erreichten ausruht, sondern stets nach neuen Herausforderungen sucht, sei es in der Weiterentwicklung seiner Formensprache oder in der Wahl seiner Medien, wo er z. B. den Holzschnitt, die Zeichnung oder sogar Malerei auf Leinwand miteinbezieht. Nun wagt er, der sich noch 2003 explizit vom „Weichen und Organischen“ einer „Fleischbildhauerei“ distanzierte, einen großen Schritt, indem er konkrete körperliche Formen sucht. Dabei steht er allerdings zu seinem Anspruch, eine Figur – ohne auf die Dramatik des Menschlichen einzugehen – aus sich selbst heraus in eine skulpturale, für sich stehende Form zu übersetzen.

Wir freuen uns sehr, dass beide Künstler mit Begeisterung auf die Idee einer Begegnung ihrer Arbeiten in unseren Räumen reagierten und damit in gewisser Form auch eine Tradition der Galerie fortsetzen, nach der für viele Künstler aus unserem Programm die Art Brut ebenso wie übrigens die Kunst von Kindern eine große Rolle spielt.